Hermann Keiner & Rudolf Steiner

Hermann Keiner & Rudolf Steiner

Dr. Hermann Keiner & Rudolf Steiner

im Hermann-Keiner-Haus

Dr. Hermann Keiner und Dr. Rudolf Steiner

Dr. Hermann Keiner
30.08.1880 – 30.12.1957

Der anthroposophische Impuls wurde wesentlich durch Rudolf Steiner begründet. Dr. Hermann Keiner, Dortmunder Arzt und Zeitgenosse Rudolf Steiners, ist Namensgeber unseres Hauses.

Unter dem Dachverein Pädagogisch Soziales Zentrum Dortmund hatte im Spätherbst 1977 der Trägerverein des Alten- und Pflegeheimes, der Verein PARITÄTISCHES ALTENWOHNHEIM DORTMUND e.V. – juristisch eigenständig – seine Arbeit begonnen. Hermann Keiner war ein Dortmunder Arzt, dessen Ausstrahlung auch heute noch von Dortmund ausgehend bis Münster und Siegen und von Köln bis Bielefeld wirksam ist.Hermann Keiner, der oft betonte, „dass er die Psychiatrie und Psychologie nicht beim Medizinstudium oder in den Kliniken, sondern bei Dostojewski und anderen großen Dichtern erfasst habe“,
studierte zunächst Theologie, entschloss sich jedoch nach kurzer Zeit zum Medizinstudium an der Militärärztlichen Akademie in Berlin, mit anschließender Tätigkeit als Militärarzt, aber auch als Karlsruher Theaterarzt, um sich später in Straßburg zum Facharzt ausbilden zu lassen.

1913 ließ er sich in seiner Heimatstadt Dortmund als Facharzt für Kinderheilkunde und innere Krankheiten nieder. Ein Freund schilderte ihn als eine Persönlichkeit mit einer
„auffallend aufrechten und energischen Haltung und einem forschen Gang“.  „Ein so beweglicher Geist wie Hermann Keiner fand auf natürliche Weise durch seine Ehrlichkeit vor sich selber den Weg zur Homöopathie und Naturheilkunde“.I n seiner homöopathischen naturheilkundlichen Therapie war er bahnbrechend in Dortmund und im ganzen Ruhrgebiet. Eine Erweiterung erfuhr sein ärztliches Wirken durch die Begegnung mit der Anthroposophie Rudolf Steiners (1923).

Er lebte, was Rudolf Steiner 1924 im „Pastoral-Medizinischen“ ausdrückte: „In unserer Zeit besteht wohl die größte Anomalie darin, dass gerade in der Medizin diese furchtbare Krankheit des Materialismus herrscht. Denn in der Medizin ist der Materialismus eine wirkliche Krankheit. Heiler zu sein setzt voraus eine spirituelle Weltanschauung im umfassenden Sinne“.

Neben dieser spirituellen Weltanschauung wird Hermann Keiner eine weitere Eigenschaft zugeschrieben: Die Eigenschaft des Zuhören -Könnens.

Er besaß und übte die Selbstlosigkeit des Zuhörens, indem er im Gespräch nicht seine subjektive Meinung aufdrängte, sondern sich mit der ganzen Kraft seiner Seele in den anderen, in dessen im Sprechen sich offenbarenden Wesen gleichsam hinein hörte.

Für seine großen ärztlichen Fähigkeiten ist ein Wort bezeichnend, das bei seinen Patienten, Bekannten und Freunden im ganzen Ruhrgebiet und weit darüber hinaus gehört werden kann:
„Was keiner heilt, heilt Keiner“.

Wenn Hermann Keiner einen Patienten in seinem Sprechzimmer hatte, dann war er nur für ihn da. Eine Konsultation dauerte manchmal Stunden. Dr. Keiner war ganz und gar ein therapeutischer Mensch. Im äußeren Leben war er bescheiden, für jede Kleinigkeit unendlich dankbar.

Für die so bedeutungsvolle Menschheitsgabe, wie sie sich in der Arbeit für und mit alten Menschen spiegelt, und für die mit dem HERMANN- KEINER- HAUS eine äußere Hülle geschaffen wurde, konnte kein bedeutungsvollerer Pate gewonnen werden als Dr. Hermann Keiner.

Rudolf Steiner
27.02.1861 – 30.03.1925

Rudolf Steiner, bekannt geworden als Goetheforscher und Begründer der „Anthroposophischen Geisteswissenschaft“ wurde am 27. Februar 1861 in Kraljevec, einem kleinen Ort in der damaligen österreichisch-ungarischen Donaumonarchie als das älteste Kind der Familie geboren.

Vater und Mutter stammten aus dem „Waldviertel“, einer Landschaft nordwestlich von Wien. Der Vater war als Angestellter der kurz zuvor gebauten Südbahnstrecke der österreichischen Staatsbahn dorthin gekommen; es war seine erste Stelle, zuvor war er „Jäger“ bei einem Grafen in seiner Heimatstadt Horn im Waldviertel.

Durch mehrfache Versetzungen des Vaters lebte Rudolf Steiner an mehreren Orten der niederösterreichischen Landschaften, mehr oder weniger weit entfernt von der kaiserlichen Hauptstadt Wien. Nach dem mit Auszeichnung absolvierten Abitur auf einem naturwissenschaftlich orientierten Oberrealgymnasium in Wiener Neustadt, studierte Rudolf Steiner Naturwissenschaften an der Wiener Universität.

Seinen Lebensunterhalt verdiente er jahrelang als Hauslehrer mehrerer Söhne eines Wiener Baumwollhändlers. Da Rudolf Steiner wegen seiner hohen Begabung bereits mit 21 Jahren (1882) zum Herausgeber der naturwissenschaftlichen Schriften Goethes berufen wurde, lebte er ab 1890 in Weimar und arbeitete dort am Goethe-Schiller-Archiv. So konnte Steiner sein Universitätsstudium nicht mit einem Diplom oder einer Promotion abschließen. In den Jahren 1886 bis 1897 erschienen bereits – neben den umfangreichen Kommentaren zu Goethes naturwissenschaftlichen Schriften eigene grundlegende philosophische Werke Steiners, darunter auch seine Doktorarbeit, mit der er 1891 zum philosophischen Doktor promovierte.

Ab 1897 – nach dem Abschluss der Goethearbeiten in Weimar – lebte Rudolf Steiner in Berlin bis nach dem ersten Weltkrieg. Von 1897 bis 1902 wirkte er dort in vielfältigen Zusammenhängen des Berliner literarischen und kulturellen Lebens. Neben der Herausgeberschaft für ein literarisches Magazin betätigte er sich als Publizist, Rezensent und im Kreise damaliger avantgardistischer Dramatiker.

Außerdem fiel in diese Zeit eine intensiver Begegnung mit dem Werk Nietzsches und die Herausgabe eines Buches über Nietzsche sowie einer umfangreichen Darstellung der philosophischen Weltanschauungen des 19. Jahrhunderts. Von 1900 bis 1905 war Rudolf Steiner als Dozent an der von Karl Liebknecht gegründeten Arbeiterbildungsschule tätig. Dort gab er – insbesondere jungen bildungshungrigen Arbeitern – Unterricht in Geschichte und Literatur, ferner Übungen in mündlicher Rede und schriftlicher Äußerung.

Im Herbst 1902 übernahm Rudolf Steiner als deren Generalsekretär die Gründung und Leitung der Deutschen Sektion der internationalen, bislang vorwiegend im englischsprachigen Raum Europas und in Amerika wirkenden „Theosophischen Gesellschaft“; sie war 1875 in New York gegründet worden.

In dem damit gebotenen gesellschaftlichen Rahmen konnte Rudolf Steiner seine eigene „Weltanschauung“ entwickeln und fand insbesondere dafür den zunehmend sich erweiternden Umkreis der dem Geiste als Wissenschaft zugewandten Menschen. Von 1902 bis zu seinem Tode entwickelte er in ständiger Erweiterung und Vertiefung die von ihm so genannte „Anthroposophisch orientierte Geisteswissenschaft“.

Diese über zwei Jahrzehnte umfassende Wirksamkeit kann in drei Abschnitten gesehen werden: Von 1902 bis 1909 legte er sowohl in gedruckten Büchern wie in zahllosen Vorträgen die umfassenden Grundlagen der Geisteswissenschaft. In ihr verbinden sich geistige Gesichtspunkte der Menschenkunde mit denen einer weit ausgreifenden Kosmologie.

Diese Epoche schließt in einem gewissen Sinne ab mit dem Erscheinen seines großen Werkes: „Die Geheimwissenschaft im Umriss“. In der kommenden Epoche von 1909 bis ca. 1917 entfaltete Rudolf Steiner seine umfassende Christologie. Er eröffnete damit ein ganz neues Verständnis für das Wesen des Christus und dessen Bedeutung für die Menschheit und deren zukünftige Entwicklung im Zusammenhang mit der kosmischen Welt.

Damit einher ging seine erst jetzt zu Tage tretende künstlerische Produktivität. So fällt in diese Zeit die Entstehung der Eurythmie als Bewegungskunst, die Konzeption der vier Mysteriendramen und der Bau des ersten Goetheanums.
In einer dritten Epoche – etwa ab 1917 – entfaltete Rudolf Steiner eine in die zeitgenössische soziale Welt eingreifende Kulturtätigkeit.

Dazu gehörten: die Entwicklung einer neuen Pädagogik mit der Begründung der ersten Waldorfschule; die Anregungen für eine aus der Geisteswissenschaft erweiterten Medizin; die Initiativen für eine naturgemäße Landwirtschaft und die Hilfen bei der Neubegründung einer religiösen Bewegung
(„Die Christengemeinschaft“).

Darüber hinaus versuchte Rudolf Steiner mit der sozialgestalterischen Bewegung für die „Dreigliederung des sozialen Organismus“ in den Wirren der Nachkriegszeit in der breiten Öffentlichkeit Impulse für eine politische und gesellschaftliche Neuorientierung zu geben.

Weihnachten 1923 wurde die Anthroposophische Gesellschaft in Dornach / Schweiz neu begründet, Rudolf Steiner war nunmehr ihr erster Vorsitzender. Nach einem weiteren Jahr überdimensionalen Schaffens erkrankte Steiner an Erschöpfung und starb nach einem halbjährigen Krankenlager am 30. März 1925.

Er hinterließ ein Riesenwerk und eine unglaubliche Fülle geistiger und praktischer Anregungen für nahezu alle Kulturgebiete. Die Anthroposophische Gesellschaft und eine große Anzahl so genannter „Tochterbewegungen“ in verschiedenen Gruppierungen, haben sich die Pflege und Ausarbeitung der von Rudolf Steiner ausgehenden Anregungen zur Aufgabe gemacht.

Dr. med.Klaus Dumke, Juni 2003
Mitbegründer des Hermann-Keiner-Hauses

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